Herschdorf
Die Ortschaft Herschdorf bestand ursprünglich aus zwei Teilen:
Herschdorf, das ursprünglich aus einem Rittergut und dazu gehörigen Lehnshütten bestand. Aus dem Vorhandensein des Rittergutes sowie der frühzeitigen Erbauung einer gottesdienstlichen Stätte an der Stelle der heutigen Kirche, lässt sich die Existenz Herschdorfs etwa 800 Jahre zurückverfolgen. Es ist ein Teil des Orla – Gaues, welcher nach einer Sage nach, mit zahlreichen unterirdischen Gängen durchzogen war. Diese mit Höhlen und Schlupfwinkel ausgestatten waren, welche Riesenschätze an Gold und Silber enthielten. Vermutlich stammt daher auch der nahe liegende „Goldberg“, westlich der Ortschaft, an dem einst ein Golderbe begraben worden sei. Der historische Dorfkern selber ist in der Form einer Sorbensiedlung aufgebaut. Zwei Zeilen Häuser, deren Giebel fast sämtlich nach einem freien Platze mit den Dorfteich und Dorflinden ausgerichtet sind.
Oberherschdorf lag im Oberholz (ca. 2km nordwestlich vom Ortskern von Herschdorf entfernt, hinter der Hofkoppe) in der Nähe der Wanderpunkte von „Vierkienbäume“ und „Jakobsmann“. Von dieser Ortschaft wird berichtet, dass sie den Herschdorfern als Schutzort bei Konflikten oder Krisen diente. Heute geben nur noch Mauerreste (kreisrunde ausgehauene Torsteine, die wiederholt zu Tage gefördert worden und auch Rauch geschwärzte Steine, welche sich auf einen Brand zurückführbar sind) einen Hinweis auf die ehemalige Lage. In diesem Gebiet lassen sich selbst Kiefernpflanzen schwer setzen. Der Chronist Hermann Hübner (1904) geht davon aus, das diese Siedlung im sogenannten Bruderkrieg (1447-1451) zerstört wurde „Das Thüringer Land arg verwüstet hat“. Er schreibt „Die Kriegsfurie. Den blutigen Reigen eröffnete im 15. Jahrhundert die Zerstörung von Oberherrschdorf. Dann folgte der unheilvolle 30 jährige Krieg, der seine trüben Fluten mehr als einmal auch über unsere Höhe gespült hat.“ Dies berichteten auch alte Herschdorfer nach Aussagen ihrer Vorfahren, dass Oberherschdorf bis zum 30 jährigen Kriege (1618 – 1648) noch gestanden habe.
Der Name Herschdorf wurde von „Hirschdorf“ abgeleitet. Hirschdorf ist eine sinnreiche Bezeichnung, denn der Hirsch hatte einst seinen Aufenthaltsort mit Vorlieben auf unseren waldreichen Höhen.
Das aufgeführte Wappen ist dem ehemaligen Besitzer Heinrich von Etzdorf und seiner Nachfahren entliehen. Es war für Dörfer und Siedlungen üblich, dass Wappen auch als Erkennungszeichen der Zugehörigkeit (Besitzerkennung) geführt wurden. Eine Sicherstellung ist bis zum gegenwärtigen Recherchezeitpunkt aber noch nicht möglich gewesen.
1340 |
Erste urkundliche Erwähnung [Hersdorf], einer Sage nach soll der Name von Hirsch abstammen.
Das Wappentier ist demnach ein Hirsch. |
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1463 |
Heinrich von Etzdorf auf Nimritz und dessen Ahnen übernahm den Besitz des Ortes. Es wird geschrieben, dass sie den Ort bis 1673 noch besaßen. | |
1511 |
Die Herschdorfer Kirche bekommt eine Glocke mit der Innenschrift „o iesu rex glorie veni cum pace anno dni mccccc xi“
(O Jesus, König der Herrlichkeit, komm in Frieden im Jahr des Herrn anno 1511) mit Kleeblattbogenfries. |
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1540 |
Auch Gersdorf genannt, später Horsdorf bzw. Herßdorf , als Siedlung der Hero oder des Herweg. In einem Lehnsbrief der Grafen von Gleichen hieß es „Horsdorf“ und dann „Herßdorf“. Es mussten noch einige Jahrhunderte bis zur heutigen Schreibweise vergehen. Vermutlich ein Dialekt der Slaven, wonach Hers è auf dem Hirsch zurückzuführen ist. So auch in einer weitere Quellen „Meilenblätter von Sachsen – Krölpa-Ranis, Brandenstein, Tannroda. Blatt 38 von 1797“ wird das Dorf noch Hirschdorf benannt. |
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1549 |
Aus einem Lehnsbrief vom 8. Januar 1549 wird von Ernst Graf zu Gleichen von Remda bestätigt, dass Hans Heinrich und Melchior Gebrüder von Etzdorf , Söhne von Caspar von Etzdorf, das Lehnsrecht und mit allen Zinsen, Frohnen, Diensten und seiner Nutzung, Würden, Freiheiten und Gewohnheiten, mit Gericht über Hals und Hand, zu Flede und im Dorfe übertragen wurde. | |
1610 |
Patronatstherm Hans Otto von Etzdorf und seine Gemahlin werden beigesetzt. Diese verewigten sich mit zwei lebensgroßen Grabplatten aus Anhydrit mit je einem Halbrelief auf dem Kirchengelände Herschdorfs. Beiden Epitaphien zeigen an der oberen Seite ein Wappen. Das der Dame (oben links) einen Hirsch. | |
1651 |
Es wurde eine Brauhausrechnung erwähnt, welche auf das Brauen im eigenen Gemeindebrauhaus zurück zuführen ist. | |
1674 |
Die Kirche erhält eine zweite Glocke mit der Innenschrift „ANNO DOMINI 1.6.7.4. DA GOS. MICH JOHANNES BERGER ZU WEIMAR“. 76cm im Durchmesser und auf d gestimmt. | |
1694 |
Herschdorf wird von Christian Ehrenfried von Pöllnitz (*2.3.1649 in Dresden †.27.1.1720 Herschdorf) und und dessen Ahnen bis 1759 übernommen. | |
1707 |
Der Rittergutsbesitzer Christian Ehrenfried von Pöllnitz hat sich mit dem Ausbau der Herschdorfer Saalkirche (1702 -1707) und deren Einweihung im Jahr 1707 ein bleibendes Denkmal gesetzt. Damit Inbegriffen war es der romanische Saal, der nach Westen zeigt, den Dachreiter die aufgesetzt worden, das Innere des Holztonnendecke und ein Kanzleraltar mit Ausziehsitz. Sie ist nach dem Heilligen Nikolaus geweiht und besitzt eine romanische Apsis. | |
1718 |
War eine große Feuersbrunst, wobei das Gottschild’sche Gut und der Gottesacker mit samt seinen Inhalt verbrannt und vernichtet worden. | |
1759 |
Frl. Schott von Schottenstein ein uraltes Adelsgeschlecht übernahm das Rittergut mit all seinen Rechten und Herschdorfer Lehnsrecht. Sie übergab es dem Verwalter 1772 Hans Peter Bergner und Hofmeister Johann Jacob Schrot bis 1777. | |
1779 |
Exzellenz dem Geheimrat Johann Heinrich Hofmann aus Coburg meldete seinen Besitz über das Rittergut an und Herschdorfer Lehnsgut an. Der Kaufpreis waren 11000 Taler und 500 Taler Schlüsselgeld. (-1782) | |
1783 |
Das Rittergut kaufte die Familie Ley[th]. Diese verwandelten das Rittergut in ein „Fideikommiß“ (unveräußerliches und unteilbares Vermögen einer Familie) bis 1805 um, das in der Regel oft verpachtet wurde. | |
1804 |
Die Orgel der Kirche St. Nikolaus wurde erneuert. | |
1826 |
Herschdorf gehört zum Kreis Saalfeld an, wobei Saalfeld selbst ein Stück des Herzogtums Sachsen Meiningen ist. | |
1829 |
Eine eigene Schule wird gegründet, welche aus dem Testament der Frau Rat Leyth (gest. 1806) hervorging und das „Haupmannshaus“ als zukünftiges Schullokal auserkoren hat. Zuvor gingen die Kinder nach Friedebach über den Schulberg, um unterrichtet zu werden. | |
1831 |
Das Schullokal und die darin befindliche Lehrerwohnung, (Haupmannhaus) mußte wegen Baufälligkeit schon nach etwas über einem Jahr abgerissen werden. Sogleich wurde ein neuer Bau eingeleitet, der dann am 5. September 1832 einstöckig eingeweiht werden konnte. Vor 1887 konnte die Schule auf zwei Geschosse erweitert werden, so das auch die Hütten’er Kinder ab 1887 unterrichtet werden konnten. | |
1846 |
Pächter Karl Michael Reichenbacher wird neuer Pächter des Rittergutes, dies bis 1868. Es kam ein neuer Zug auf dem Hof, man mochte Sagen, im ganzen Dorfe. Er setzte viele Neuerungen und Erkenntnisse auf dem Gebiet der Landwirtschaft um. | |
~1848 |
Bis 1848 mußten die Einwohner Handfrondienste an die Dorfherrschaft leisten. | |
~1850 | Der Gutsbezirk wird per Gesetz zerschlagen und in die Ortsgemeinde eingegliedert. Wobei die Rittergutsbesitzer nun ein Stimmrecht von einem Drittel der Ortsgemeinde besaßen.
Herschdorf baute die ersten Chausseestraßen und konnte nach dessen Fertigstellung 1858 das erste Chausseegeld erheben. |
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1868 | Sohn des Karl Michael Reichenbacher, Hermann Reichenbacher übernimmt die Aufgaben als Pächter. Er setzt einen neuen Maßstab in der Landwirtschaft, wodurch er die nassen Felder drainierte. Diese führte er bis 1897 fort. | |
1873 | Abbruch des Brauhauses und ehemalige Gemeinde- und Hirtenhaueses von Herschdorf, wodurch das neue Gemeindehaus, welches 1844/ 45 erbaut und als solches genutzt wurde. | |
1897 | Enkel des Karl Reicherbacher, Oskar Reichenbacher wird neuer Pächter und setzte seine Arbeit des Vaters und Großvaters fort. | |
1914-1918 | Die Glocken von 1511 und 1674 wurden ausgebaut. | |
1923 | Das Ley’sche Erbe der Rittergutes umfasste eine Witschaftsfläche von 226ha (davon 76 ha Feld, 18 ha Wiesen und 132 ha Wald). Den Betrieb hatte Oskar Reichenbacher gepachtet. | |
1945 | Enteignung des Gutes und Abriss des Herrenhauses des Rittergutes mit Bau neuer Neubauhöfe auf dem Gelände. Eines davon ist heute ein Wohnhaus. | |
01.07.1950 | Eingemeindung der Ortschaft Hütten (gegründet 1071 unter den Namen Gumpreshutten). | |
1976 | Die Schule in Herschdorf wurde Aufgrund der Gebietsreform geschlossen. Fortan wurden die Schüler nach Pößneck zugeteilt, wodurch sie ab 1. September 1976 den Weg in die Stadt nehmen mussten. | |
01.01.1997 | Herschdorf wird zur Gemeinde Krölpa eingemeindet. | |
1999 |
Umfassende Restaurierungsarbeiten der Kirche und archälogische Ausgrabungen erbrachten Keramikfunde zu Tage, die auf das 12. Jahrhundert – Anfang 13. Jahrhundert auf einen Apsissaal mit erheblichen Umfang schließen lassen. | |
2004 |
Die Metallpfeiffen, die während des zweiten Weltkrieges ausgebaut wurden, konnten durch die Orgelbaufirma Schönfeld (ansässig in Stadtilm) ersetzt werden. | |
31.12.2013 |
Die Gemeinde Krölpa trat der Verwaltungsgemeinschaft Ranis Ziegenrück bei. |
Das ehemalige Rittergut, welches heute ein Wohnhaus ist, wurde auch „freundliches Schloß“ oder auch „Castrum“ (Burg) benannt. Es war ursprünglich im Besitztum der Grafen von Gleichen zu Remda (von 1192, erloschen 1596) und den verschiedenen Familien, die das Rittergut und seine Bauernhöfe als Lehen genutzt hatten. Nach dem Erbreihen wurde das Rittergut zeitweise in Oberhof mit Sohnlehnen und Unterhof mit Tochterlehnen unterteilt. Dies war auch am Eingangsportal der Herrenhauses mit einem Doppelwappen zu sehen (einerseits ein Hirsch, anderseits ein Zinnenwerk). Die Grundrechte über das Dorf waren lange zwischen den Adligen der wettinischen Amt Orlamünde und der Leuchtenburg strittig. Es wird berichtet das Rittergutsbesitzer von Holbach, als Vasallen der Grafen von Gleichen zu Remda den Zins an das Saalfelder Kloster und die Steuer dem Amt der Leuchtenburger entrichtet hatten.